Wahre Preise für wahre Werte

In Zahlen: Wie viel Kostenwahrheit für regionale Lebensmittelproduktion und Natur bedeutet.

Die heutige Lebensmittelproduktion steht vor einer zentralen Herausforderung: Externe Kosten wie Umweltzerstörung, Klimaeffekte, Gesundheitsfolgen oder soziale Ungleichheiten spiegeln sich nicht in den aktuellen Lebensmittelpreisen wider. Ziel eines enkeltauglichen Ernährungssystems ist es, sämtliche gesellschaftliche Kosten und Nutzen in die Preise zu integrieren. Dadurch könnten nachhaltige Produktionsmethoden und verantwortungsbewusster Konsum, durch Ersparnisse von vermeidbaren Folgekosten, endlich angemessen bewertet und gefördert werden.

Nach Schätzungen der OECD belaufen sich die externen Kosten der Landwirtschaft in der EU, einschließlich der Auswirkungen des Klimawandels, auf beeindruckende 78 bis 157 Milliarden Euro pro Jahr, was etwa 0,5–1 % des BIP entspricht. Ein spezifischer Anteil entfällt auf die Klimawandelfolgen der Landwirtschaft, die zwischen 6 und 13 Milliarden Euro jährlich liegen.

Die ökologischen Auswirkungen sind enorm:

  • Treibhausgasemissionen machen 10–12 % der Gesamtemissionen der EU aus, mit jährlichen Kosten von 50–100 Milliarden Euro.
  • Der Verlust der Biodiversität wird auf 5–10 Milliarden Euro jährlich geschätzt.
  • Wasserverschmutzung und -verbrauch durch die Landwirtschaft kosten Europa jährlich 4–7 Milliarden Euro.
  • Luftverschmutzung verursacht weitere 5–10 Milliarden Euro pro Jahr.

Auch gesundheitliche und soziale Aspekte wiegen schwer. Hinzu kommen geschätzte 2–5 Milliarden Euro jährlich in der EU aufgrund gesundheitlicher Folgen des Pestizideinsatzes.

Doch nachhaltige Lebensmittelproduktion, wie Bioregionalität bringt auch immense Vorteile mit sich:

  • Maßnahmen zur Biodiversitätserhaltung generieren in der EU geschätzte 10–15 Milliarden Euro Nutzen jährlich.
  • Verbesserungen in der Bodenfruchtbarkeit und Kohlenstoffbindung haben einen potenziellen Wert von 5–15 Milliarden Euro pro Jahr.
  • Die Förderung von Wasserqualität und -management trägt 1–2 Milliarden Euro bei.
  • Nachhaltige Ansätze stärken ländliche Gemeinschaften und schaffen jährlich eine Wertschöpfung von bis zu 5 Milliarden Euro.

Die Bewegung Enkeltaugliches Österreich befindet sich deshalb seit 2024 in der Meta-Analyse aller bestehenden Studien und bereitet einen qualitativen Antrag vor. Ziel ist es, unter der Leitung von Prof. Dr. Sigrid Stagl, gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Vogl von der BOKU, jene Zahlen und Folgen für Österreich zu berechnen, die noch fehlen. Daraus sollen wirtschaftliche und soziale Steuerungsmöglichkeiten entwickelt werden, um die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft voranzutreiben.

ETÖ Vorständin und strategische Leiterin Barbara Holzer betont: „Diese enormen Zahlen aus der EU und die Zahlen, die wir aus Österreich und Deutschland bereits kennen, zeigen die enorme Notwendigkeit auf, das Bild der Folgen, Folgekosten und auch der Mehrleistungen der Bio-Bauern zu quantifizieren und wo möglich zu monetarisieren, um zukunftsfähige Steuerungseffekte im Sinne der Generationenverantwortung zu betrachten und umzusetzen.“

Folgt uns auf unserem Weg, es bleibt spannend!

QUELLEN:

EEA (2018), The European Environment Agency’s Report on External Costs – Europäische Umweltagentur, Kopenhagen, Dänemark

EIP-AGRI (2017), Family Farms and Regional Development – Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit, Brüssel, Belgien

Report EU Forschungsstelle (2020), The Economic Costs of Biodiversity Loss – Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission, Brüssel, Belgien

EU-Kommission (2019), The Contribution of Agriculture to Rural Development and Value Creation – Europäische Kommission, Brüssel, Belgien

Europäische Kommission (2019), Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und ihr Beitrag zur ländlichen Entwicklung – Europäische Kommission, Brüssel, Belgien

European Commission (2019), EU Agricultural and Rural Development Policy – Europäische Kommission, Brüssel, Belgien

European Commission (2020), Health Impacts of Diet-Related Diseases – Europäische Kommission, Brüssel, Belgien

FAO (2018), The Future of Family Farming – Food and Agriculture Organization, Rom, Italien

OECD (2016), Agricultural Policy Monitoring and Evaluation – OECD, Paris, Frankreich

OECD (2019), Obesity and the Economics of Prevention – OECD, Paris, Frankreich

OECD (2020), Farm Household Incomes in the EU – OECD, Paris, Frankreich

TEEB (2015), The Economics of Ecosystems and Biodiversity – Earthscan, Routledge, London und New York

World Health Organization (WHO, 2018), Economic Costs of Obesity in Europe – WHO, Genf, Schweiz

 

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